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DAS FEUER BRENNT NOCH,…junger Mann! (von Thomas)

Es war der Sommer des ewigen Regens, im letzten Jahr, 2007. Da waren eine handvoll Geburtstagskandidaten, die den Anlass gebührend zelebrieren wollten. Ein großes Zelt, ein Kühlwagen gefüllt mit Alkoholika und drei subjektiv hervorragende Musikkapellen und ein D.J.-Team sollten genügen um unter den zahlreich erwarteten Gästen ein Feuerwerk der Emotionen zu entfachen. Mich selbst lockten drei Dinge an jenem Abend nach Kirn-Sulzbach zu dem Gelände am Sportplatz: Das Bier, ein Wiedersehen mit einer alten Freundin (nicht Sie, sondern unsere Freundschaft ist alt) und natürlich und vor allem der Reunion-Auftritt der lokalen Punkrocklegende HATEBREEDERS. Nach 13 Jahren der Abwesenheit und ohne Hinterlassenschaft relevanter Aufnahmen oder Nachfolgeprojekte. Eine Sensation, zumindest für die lokalen Punks meiner Generation, und ein wahrlich großes Ereignis. Das sage ich ganz ohne Hochstapelei oder Arschkriecherei nicht nur so daher weil die Protagonisten meine Freunde sind, NEIN, Ich liebte die eingängigen und energiegeladenen Punkhymnen der HATEBREEDERS, seit ich sie zu Beginn der 90er zum ersten mal auf der Bühne sah. Damals entwickelte sich eine enge Freundschaft zu Teilen der Band, welche später auch in verschiedenen Bandprojekten mit mir gemeinsam dem Rock´n´Roll eine Stimme gaben. Zuweilen diente ich ihnen als Fahrer, als Roadie, als Kritiker und vor allem natürlich als Fan, lange vor und nach ihrer schleichenden Auflösung und weit darüber hinaus, bis zu dieser Stunde.

Weiter zum Abend: Nachdem wir (Memnune, meine Blutsbruderschwester Dunja, Beate, die Band, Ich) den Ort des kommenden Ereignisses erreichten, schleppten wir das Equipment zum Zelt, begrüßten die Anwesenden und köpften die ersten Biere. Woyde, in dessen Phantasie wohl Hunderte Uneingeladener das Zelt stürmen würden, zwang uns mit seiner sturen Art solch pinkfarbene Bändchen auf, die wohl zur finalen Identifikation dienen sollten, da ein Teil der Gastgeber mich und einige meiner Mitreisenden nicht kannten. Wir beugten uns seinem Willen, da bei seinem ignoranten und rechthaberischem Wesen, eine Diskussion zu ermüdend schien. (nur fürs Protokoll: die Hundertschaften blieben natürlich aus!).

Der Abend ging weiter. Menschen die sich nicht kannten lernten sich kennen und jene die sich bereits kannten, vertieften ihre Bekanntschaften, es wurde getrunken, es wurde gelacht, es gab einen Soundcheck, das übliche Ritual, wie es trillionenmal auf dieser Erde schon wiederholt wurde. Persönlich möchte ich noch eine inspirierende Diskussion über die grandiose TV-Serie „LOST“ hervorheben, mit einem jungen Mann, der sich später als der Sänger der eröffnenden Band CRY BABY CRY entpuppte, was mich zu dieser perfekten Ãœberleitung führt: …als dann endlich CRY BABY CRY ihre Instrumente ergriffen um den musikalischen Auftakt einzuläuten, versammelten sich die zuvor verstreuten Partygäste im Zelt um deren Sound (eine Mischung aus Emo-Hardcore und Metal) zu lauschen. CRY… sind übrigens die Band um den weiter oben genannten Woyde, ebenfalls ein ehemaliger musikalischer Mitstreiter meinerseits und zwar bildeten wir beiden 50% der legendären Ur-Besetzung von BLUTSÄGE DES TODES. Ich hatte CRY BABY CRY zwar zuvor schon mal im JUZ gesehen, aber erinnerte mich nur noch schwach, da ich damals wahrscheinlich zu betrunken war, so dachte ich zumindest. Sie fingen an und ich wippte mit dem Kopf, so beim Lauschen. Ich mag schon solche Musik, mir gefiel der Sound wirklich, aber so nach dem 3., 4. Song begriff ich warum ich mich so schlecht an den JUZ-Gig erinnerte, nicht nur der Alkohol war es, nein, ich merkte, diese Band hat ein großes Manko: ein leider besonders einfallsloses Songwriting, was schade ist, denn man spürt schon ein gewisses Potential. Die können ihre Instrumente handhaben, kreieren soliden Sound, aber letztendlich bleibt nichts hängen. Hätte ich nur ein einziges Stück gehört, würde ich sagen, „Ja, die sind cool, ja“, aber es klingt alles so furchtbar gleich. Würden sie keine Pausen zwischen den Liedern einfügen, hätte ich alles für eins gehalten und laaange Lieder gehen schon mal gar nicht! Hand aufs Herz Jungs, ihr wisst, auch wenn ihr diese Art Sound super beherrscht (und das tut ihr), ist das alles letztendlich nicht besonders originell. Wenn ihr diesen Sound beibehalten wollt, dann muss die Originalität aus dem Songwriting entstehen. Kleine aber markante Brüche im Stil, eingehende Refrains, hirnzersägende Riffs, volle Hardcore-Energie (nicht „solide“ Power) und damit meine ich nicht Geschwindigkeit. Kleiner Tipp: hört mal in frühe BAD BRAINS rein oder besser noch, schaut euch alte Live-Videos von denen an (nicht den Stil, sondern die Energie ist zu verinnerlichen), nur so als Manöver-Kritik.

Als zweites betraten die nach so langer Pause verständlicherweise reichlich nervösen HATEBREEDERS die Bühne unserer Aufmerksamkeit. Besonders Souste stach als wimmerndes Nervenbündel aus dem Trio hervor, doch unnachgiebige Hände zerrten ihn und seine Gitarre auf seinen Platz im Rampenlicht, vervollständigt von Karl (Bass & Gesang) und Berga (Schlagzeug). Erwartungsvoll versammelte sich, einschließlich mir, eine Bande alternder Punkrocker am Ort des Geschehens als es auch schon losging. Erstaunlicherweise waren, inklusive mir, noch gar einige Anwesende textsicher genug, um eine ganze Anzahl dieser alten Hits mitzugröhlen, was schon beweist welch unglaubliches Potential diese Band hatte und immer noch hat. Es wurde gesungen, es wurde getanzt und überall zufriedenes Lächeln. Natürlich schwang eine ganze Ladung Nostalgie über diesem Ereignis, aber man konnte auch jüngere Zuschauer, sich neugierig mitreißen lassend, beobachten.

Karls Eheweib Dunja z.B., welche selig an der Seite stand, zuckte der Ausdruck multipler Orgasmen über das Gesicht, mir scheint für Frauen gibt es kein größeres Aphrodisiakum als ein rock´n´rollender „Stecher“, wahrscheinlich kamen die beiden in der folgenden Nacht nicht besonders viel zum Schlafen. Ich bin mir sicher, wenn nicht über der ganzen Party schon (vorher und auch später) eine gewisse uninspirierte Grundstimmung geherrscht hätte, währe auch noch ein lässiger Pogomob entstanden, aber die Jugend von Heute weiß einfach nicht richtig aus sich herauszugehen (was ich schon auf vielen Veranstaltungen in jüngerer Zeit bemerkt habe). Wenn die HATEBREEDERS einst in der AU in Frankfurt oder ähnlichen Orten aufspielen werden, wird es garantiert ganz anders aussehen! DAS FEUER BRENNT NOCH!!! (und NEIN! Karl, auf gar keinen Fall mach ich euch das „Nummerngirl“, frag doch deine Frau, oder Jonas vielleicht?!). Ich spare mir jetzt irgend eine windige Sound-/Song-Beschreibung in diesen Zeilen, da ja von dieser Website irgendwo welche runterzuladen sind.

Als nächstes waren eine meiner liebsten deutschen „HipHop“-Acts am Start, die Trierer Chaotencombo MAHATMA HITLER! Es ist im Jahre 2007/08 ja schon beinahe peinlich zu bekennen, dass man HipHop mag, nun überspielte mir aber bereits im zarten Alter von 7 mein Onkel die GRANDMASTER FLASH & THE FURIOUS FIVE-LP, welche ich sehr liebte (immer noch) und auch Teile der 2. Welle Ende der 80er/Anfang 90er wussten mich zu begeistern, Ãœber 99% des heutigen HipHop brauche ich wohl keine Worte zu verlieren und damit kriege ich endlich die Kurve, um auf MAHATMA HITLER zurückzukommen. Dem Leser mit dem intelligenten Blick mag aufgefallen sein, dass ich weiter oben im Zusammenhang mit MAHATMA HITLER das Wort HipHop mit Gänsefüßchen gerahmt habe und zwar aus dem Grund, weil die Jungs dieses Genre viel mehr parodieren und diesen Gangsterkram durch eine gekonnte Persiflage darstellen, da bleibt kein Auge trocken (…und kein Höschen). Nicht in dem Sinne wie K.I.Z., welche direkt aus dieser Subkultur stammen, nein – MAHATMA… sind völlig szenefremd aber haben diesen überzogenen Style total drauf (wie anarchisches Kabarett), außerdem haben sie keinen D.J. sondern nur Beats vom Band, dazu äußerst schräge Verkleidungen und meist hohen Trunkenheitsfaktor. Persönlich kenne ich nur Tobi, dessen Heimat normalerweise die Hardcore/Punk-Szene ist, aber ich vermute, dass es sich bei den anderen Beiden ähnlich verhält. Wie gesagt, der Stimmungsoutput an diesem Abend hielt sich in Grenzen und das Publikum verdrückte sich in alle Ecken, da MAHATMA HITLER gewohnheitsmäßig viel Raum für ihre exzessiven Clownerien benötigen, ich denke aber dass sich trotz aller Zurückhaltung der Pöbel königlich amüsierte.

Zu guter Letzt schritten dann die 3 LUSTIGEN 2 hinter das DJ-Pult und versuchten den reservierten Gästen mit ihren 70er und 80er-Jahre Disco-, Funk-. Soul und Pophits einzuheizen, was zum Teil auch gelang, da einige mittlerweile auf dem Boden eines Glases trieben und in diesem Zustand lässt es sich besonders gut zu dieser Musik bewegen (bzw. zu Boden gehen). Highlight des Abends waren einige total Abgefüllte, die Teile der Zeltaufhängung als Schaukel benutzten, wobei die Zeltwände gefährlich schwankten (allen voran: Topfi in großartiger Vollrauschform, yeah!).

Mein Fazit: Es war ein toller, wenn auch nicht perfekter Abend, der auf jeden Fall einen lauten Schrei nach „MEHR HATEBREEDERS“ in nicht wenigen von uns ausgelöst hat. Mein persönlicher Abend hatte, trotz allem, sowieso den perfekten Abschluss, da durch meine unwiderstehlich animalische, sexuelle Ausstrahlung eine Nacht voll unaussprechlicher Leidenschaft folgte, in der ich Dinge tat, von denen viele von euch Lesern nicht mal zu träumen wagen. Wem ich mal erklären soll wie „es“ geht, dann über Gästeliste. Ach ja, Feedback zu diesem Artikel wäre natürlich auch eine hervorragende Idee!?

Thommy NotausganG

Der Beitrag wurde am Donnerstag, den 14. Februar 2008 um 14:02 Uhr veröffentlicht und wurde unter "Der Notausgang" online, Hatebreeders, IOHC abgelegt. du kannst die Kommentare zu diesen Eintrag durch den RSS 2.0 Feed verfolgen. du kannst einen Kommentar schreiben, oder einen Trackback auf deiner Seite einrichten.

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4 Kommentare zu “DAS FEUER BRENNT NOCH,…junger Mann! (von Thomas)”

  1. muffberta

    Am 17. Februar 2008 um 00:10 Uhr

    was thomas mit seinem ausschweifenden text sagen wollte, fass ich kurz zusammen:

    ES WAR EIN FEST!!!

  2. Karl Dall

    Am 16. Februar 2008 um 12:29 Uhr

    MEHR HATEBREEDERS!

    Thomas, deine Schreibe ist wirklich phantastisch. Und das sage ich nicht nur, weil du ein alter Weggefährte bist, ganz ohne Arschkriecherei (um mich bei deiner Argumentationsweise weiter oben zu bedienen). Insofern schließe ich mich auch gerne den Worten des Herrn weiss an: MEHR NOTAUSGANG!

    Noch ein Wort zu den Hatebreeders. Meine Freundin hört normalerweise eher Metal, Metalcore (was ist das eigentlich genau?) und artverwandten Kram. Ihr wisst, was ich meine. An besagtem Abend ist sie nun zum ersten Mal mit ihren 26 Jahren in den Genuss eines Hatebreeders-Konzertes gekommen. Ohne große Erwartungen hatte sie sich in die hinteren Gefilde des Zeltes verkrochen und harrte der Dinge, die da kommen mögen. Ich hatte ihr vorher natürlich von der Energie eines Hatebreeders-Konzertes erzählt und die eine oder andere Schote über unsere/meine Jugend zum Besten gegeben. Es war schon komisch im Vorfeld. Ich hatte das Gefühl, dass hier Generationen aufeinander prallen, trotz unseres „nur“ 8 Jahre betragenden Altersunterschiedes. Ich bin mir alt und naseweis vorgekommen ob der alten Storys. Und sie war: skeptisch. Was ich damit sagen will: Es ist ein Teil meiner Jugend, den ich eigentlich nur mit euch richtig teilen kann, da nur die es verstehen können, die dabei waren.
    Aber so ganz stimmt diese Aussage nicht. Denn als die Hatebreeders die Bühne erklommen hatten und ihr Set zum Besten gaben, hatte es auch meine Freundin erwischt. Gut, das habe ich erst nach dem Konzert erfahren, da ich mich selbst gefesselt in der ersten Reihe aufhielt. Es ist schon irgendwie witzig: Ihr alten Säcke versprüht immer noch die selbe Energie wie damals und könnt damit auch die Jugend fesseln. Nun gut. Was heißt Jugend? In der Zwischenzeit sind wir alle so alt geworden, dass selbst 8 Jahre jüngere Menschen bei Weitem keine Jugendlichen mehr sind.
    Scheiße, ich labere Mist. Meine Freundin fand es auf jeden Fall richtig geil. Macht einfach weiter und fertig.

  3. Souste

    Am 14. Februar 2008 um 15:48 Uhr

    JoJo … Nervenbündel … ich muss es leider zugeben :)

  4. weiss

    Am 14. Februar 2008 um 14:35 Uhr

    harrharr!
    du verlangst „mehr hatebreeders“.dem schliesse ich mich an und verlange dazu noch „mehr notausgang“!!!!
    sehr schöner artikel, der mir diesen unvergesslichen abend wieder für ein paar minuten in erinnerung gerufen hat.großes kino,thomas!weiter so!